Es gibt in der deutschen Nachkriegsgeschichte zwei Ereignisse, bei denen Zeitgenossen heute noch genau wissen, wo sie an diesem Tag waren: Der Fall der Mauer 1989 und der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft am 4. Juli 1954.

Als das „Wunder von Bern“ ist dieses Ereignis im kollektiven Gedächtnis der Deutschen tief verankert.

„Rahn müsste schießen, Rahn schießt – Toor, Toor, Toor“ und „aus, aus, aus, das Spiel ist aus, Deutschland ist Weltmeister“, die kollabierende Stimme des Radioreporters Herbert Zimmermann treibt auch ein halbes Jahrhundert später jedem Zuhörer einen Schauer über den Rücken.

Dieses Fußballspiel an einem regnerischen Sonntagnachmittag ist zum Mythos geworden, und die beteiligten Akteure Legende; allen voran der Torschütze zum Sieg bringenden 3:2 der Deutschen Nationalmannschaft über die Ungarn im Berner Wankdorfstadion: Der Boss – Helmut Rahn.

Millionen von Kinobesuchern trieb „Das Wunder von Bern“ Tränen der Rührung in die Augen. Sönke Wortmann hat dem Jungen aus dem Ruhrpott ein Denkmal gesetzt.

Er ist aufgewachsen in Essen, der von den Alliierten Bombern in Schutt und Asche gelegten „Waffenschmiede der Nation“. Geprägt vom Arbeitermilieu in seinem Stadtteil Katernberg hatte er früh erste Erfolge auf Fußballplätzen, die mit von Hand zugeschütteten Bombentrichtern übersät waren. Er arbeitete unter Tage wie viele andere im Ruhrgebiet.

Mit Rot-Weiß Essen wurde er Deutscher Meister und Pokalsieger und war eine markante Spielerpersönlichkeit in der legendären Zeit der Oberliga West und der frühen Bundesliga.

Wer aber war dieser Mann aus Essen-Katernberg, der so gar nicht mit den Attitüden eines „Helden von Bern“ ausgestattet war? Der ins Gefängnis musste, Bundeskanzler Kohl versetzte, Angebote von Inter Mailand und Real Madrid ausschlug, eine ganze Kneipe unterhalten konnte und doch die Öffentlichkeit scheute.

Der Rückzug aus dem Rampenlicht, die Erfolge, die Höhen und Tiefen, die Enttäuschungen in seinem Leben machen Helmut Rahn zu einer Figur der deutschen Geschichte, die für weit mehr steht, als für ein gewonnenes Fußballspiel an einem regnerischen Sonntagnachmittag.

Bernd Siepmann hat in Archiven gestöbert, viele Zeitzeugen befragt und als ehemaliges Nachbarskind Helmut Rahns auch persönliche Erinnerungen verarbeitet.

Das wertvoll ausgestattete Buch nimmt Sie mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Bundesrepublik und die Geschichte des deutschen Fußballs.

Vor allem aber erlaubt dieses faszinierende Bilder-Lese-Buch eine direkte Begegnung mit dem „Boss“.

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